Die schönsten und schmerzhaftesten “Mental Health” Songs

Unsere psychische Gesundheit, unsere mental health, ist die Sache, der wir in unserem Alltag eigentlich am meisten Bedeutung schenken sollten, doch manchmal vergessen wird das. Bei manchen sind es schlechte Tage, bei anderen sind es psychische Erkrankungen. Und das geht nicht nur mit so oder dir, sondern unglaublich vielen Menschen auf der Welt. Unteranderem Musiker:innen, die uns an ihren Gedanken, Gefühlen und Sorgen teilhaben lassen, so dass wir uns mit manchen Dingen nicht alleine fühlen müssen sondern viel mehr verstanden werden. Es gibt Lieder, die unsere Ängste oder Schmerzen spiegeln, es gibt andere Lieder, die uns trösten, uns daran erinnern, dass alles irgendwie wieder gut wird. Und ein paar von diesen Liedern möchte ich gerne genauer vorstellen und empfehlen.

“What doesn’t kill you makes you wish you were dead”

Im Gegensatz zur Ermutigung, dass Dinge, die uns nicht umbringen stärker machen, beschreiben Bring Me The Horizon in Drown das Gegenteil; die Verzweiflung, die in solchen Situationen übrig bleibt. Das Lied beschreibt einen unglaublichen Schmerz, die Verzweiflung, dass das Gewicht der Welt einen erdrückt, dass die Einsamkeit unerträglich wird. Im Pre-Chorus singt Oli Sykes (Leadsänger von BMTH) ein verzweifeltes I’m not okay and it’s not alright während im Refrain verzweifelt nach jemandem gesucht wird. Jemandem, der einem vor sich selbst rettet, vor dem Ertrinken rettet und zum kämpfen bringt.  Drown handelt von den Erwartungen der Welt, die zu viel werden und dem Wunsch, dass jemand an der Seite ist, der einem ein bisschen Last von den Schultern nehmen kann. Der Wunsch, nicht in sich selbst zu ertrinken.

PS: eine kleine persönliche Empfehlung: die Live-Version von Drown in der Royal Albert Hall – einfach ein Meisterwerk!

“God damn right you should be scared of me – who is in control”

Control ist wohl der Song, der bisher am schwierigsten aber wohl irgendwie auch einer der wichtigsten zu schreiben war für Halsey. Denn der Song handelt von der bipolaren Störungen von Halsey und davon, dass man in seinen Gedanken mit sich selbst kämpft, mit den villains that live in my head. Mit den manischen Episoden, damit, sich selbst nicht zu ertragen und vor allem mit der Frage who is in control

“F*ck, I live because I can’t die”

So far away von Agust D & Suran ist einer meiner absoluten Lieblingslieder. Was zum einen an schmerzhaften Sätzen wie I don’t have anything I want to do oder I hope my damn self disappears liegt, aber auch an dem Hoffnungsschimmer, der in dem liegt. Während Agust D in seinen Strophen die Aussichtslosigkeit und dieses Gefühl, keine Bestimmung im Leben zu haben, beschreibt, so ist der Refrain von Suran der Kontrast dazu. Der einen beruhigt und Hoffnung gibt. Der einen ermutig, nicht aufzuhören mit dem Träumen, weil da eines Tages dieser eine Traum sein wird, der einen erfüllt. Und dass da Licht zwischen den grauen Wolken und Ängsten ist,

“Mama don’t know what it’s like to wanna die”

Mit seinem Lied I can’t carry this anymore gibt uns Anson Sebra einen Einblick in den Kampf mit seinen Depressionen. Wir hören, wie seine Mutter ihn ermutigt, dass alles wieder gut wird, ohne dass sie weiß, wie sich Depressionen anfühlen; ausgedrückt durch Mama said gonna be alright but Mama don’t know what it’s like in my mind. Anson Sebra beschreibt die Schwere, die die Depressionen in einem hinterlassen und die Aussichtslosigkeit, das I can’t carry this anymore und vor allem die Frage, wie es ist, einfach nur “okay” zu sein. Und nicht nur die Lyrics, sondern auch die Melodie vermitteln die Emotionen und diese bedrückende Schwere.

“Breathing but I’ve been dying inside” 

Die K-Rock-Band Day6 beschreibt in ihrem Lied Zombie das Gefühl, dass man lebt – aber irgendwie auch nicht. Dass das Leben voranschreitet, die Tage gleich sind und sich alles bedeutungslos an zu fühlen scheint. Als wäre man ein Zombie.

Hello darkness my old friend

Wer kennt diese ersten Zeilen aus sound of silence von Simon & Garfunkel nicht? Ich glaube, das ist eins dieser Lieder, die einfach universal sind, die jeder kennt, die jeder mitsingen könnte. Mit diesen Worten wird die Dunkelheit begrüßt, die uns – bzw. dem Sänger- nur all zu bekannt vorkommt. Nicht die Dunkelheit im Sinne von Tag und Nacht, sondern die Dunkelheit als Bild für Depressionen und depressive Phasen. Auf die man schon irgendwie wartet, die man immer wieder trifft und die sich so vertraut anfühlt, so schmerzhaft vertraut. Der Song spiegelt ein wenig die Einsamkeit, das Gefühl, nicht gehört zu werden, egal wie laut man schreit. Und Simon verriet in einem Interview, dass es sich trotz der zahlreichen Interpretationen und Gedanken doch ursprünglich um ein wenig post-adolescent-angst handelte, deren Worte für sehr viele Menschen jedoch so viel mehr bedeutete.

‘Cause I’m throwin’ punches at demons I can’t even see’

In used to be richtet sich Goody Grace an verschiedenen Personen. An seine Eltern, an seine Freunde, an seine/n Partner:in. Er beschreibt den Song als therapeutisch, das Schreiben, das Komponieren, das Singen. Weil es den Prozess beschreibt, ein bisschen wieder zu sich selbst zurück zu kehren. Versuchen, wieder der son, der friend oder der lover zu werden, that [he] used to be.

The shivers from your soul, they keep you up at night

Nightlight von We Three ist eine Art Ermutigung daran, sich selbst zu sein. Dazu zu stehen, dass man das Nachtlicht anhat, weil man Angst vor seinen eigenen Dämonen hat. Dass man seine Mutter vermisst. Und dass es okay ist, sich ab und an schwach zu fühlen. Weil in dieser Schwäche auch unglaubliche Stärke liegt.

“Grapefruit” – Julia Engelmann

Mit Grapefruit drückt Julia Engelmann, bekannte Poetry-Slammerin, Worte und Gedanken aus, die sie einer Person gerne gesagt hätte. Aber an dem Abend fehlten ihr die Worte zu sagen, dass sie die Traurigkeit und Schwermut versteht. Weil es ihr auch mal so ging. Und ihr gelingt es so wahnsinnig kunstvoll, diese Emotionen mit Worten wie Über dir hängt Schwermut an der Wand, wie ‘ne sehr alte Girlande mit ‘nem Meer aus Elefanten und Betonluftballons dran die geformt sind wie Monster umzusetzen. Das Lied ist begleitet von einem positiven Unterton, von dem Optimismus, dass man nur festgenug dran glauben muss, damit es wahr wird und Komm, wir machen mal das Fenster auf, das Radio laut, lass frischen Wind herein und alle alten Zweifel heraus.

1-800-273-8255 

Ein eher ungewöhnlicher Songtitel, doch die Telefonnummer in diesem Lied ist bewusst gewählt. Denn der Song von Logic, mit Alessia Cara und Khalid ist eine Zusammenarbeit mit der National Suicide Prevention Line, der US-amerikanischen Suizidhotline. Die Lyrics erzählen die Geschichte einer Person, die die Suicide Prevention Line anruft, mit den Worten I don’t wanna be alive, I just wanna die today. Und im Laufe des Liedes, sozusagen im Laufe des Gespräches mit der Hotline, findet die Person einen kleinen Hoffnungsschimmer in den grauen Gedanken. So dass das Lied schließlich mit I wanna feel alive – I don’t wanna die anymore endet.
Inspiriert wurde Logic durch Fans, die ihm erzählten, dass er ihr Leben gerettet hat. Und schockiert von der Macht seiner Worte, seiner Lieder, fragte er sich, was er denn bewirken könne, wenn er wirklich versuche, Leben zu retten. Und so entstand 1-800-273-8255. Mit eigenen Erfahrungen von psychischen Erkrankungen, der Inspiration durch Fans und dem Wunsch, zu helfen. 

Missing you – All Time Low

Dieses Lied ist auf seine Weise ein bisschen perfekt, wenn man mich fragen würde. Weil mich die Worte immer und immer wieder daran erinnern, nicht aufzugeben. Und weil sich das gesamte Lied an alle richtet, an jeden einzelnen und weil es sich dabei doch so persönlich anfühlt. Es erinnert daran, es immer und immer wieder zu versuchen, auch wenn es nicht immer funktioniert. Worte wie I’ve heard that you’ve been having some trouble
Finding your place in the world, I know how much that hurts
fühlen sich vertraut an und trösten zugleich. Man ist nicht die einzige Person, die sich verloren in der Welt fühlt. Im Refrain erinnert Alex Gasgarth immer wieder daran, dass etwas fehlen würde. Dass man etwas verpassen würde und dass die Welt einen vermissen würde. Und dass man nicht aufgeben soll sondern lieber Fuck the world! ‘Cause it’s my life, I’m gonna take it back schreien soll. Und sich niemals die Schuld an seinen eigenen psychischen Problemen geben soll.

“she knew that she would be okay, so she didn’t let it get in her way”

A little too much von Shawn Mendes ist ein bisschen Mut und Trost zum Anhören. Denn manchmal wird einem alles zu viel, auch wenn man es nicht zeigen will. Und die Lyrics, die sanfte Melodie vermitteln that soon the fog will clear up. Dass alles okay wird.

” ’cause I’ve still got a lot of fight left in me”

Fight Song von Rachel Platten ist DIE Erinnerung daran, nicht aufzugeben. Rachel hat es viel mehr für sich selbst geschrieben als für die Welt. Weil sie die Erinnerung und die Hoffnung selbst brauchte, dass sie stark ist, in sich selbst vertrauen soll. Weil sie sich die Worte wie this is my fight song und take back my life song immer wieder selbst sagen musste. Und ihr eigener Fight Song ist inzwischen zum Fight Song von Tausenden oder auch Millionen an Menschen geworden.

Wenn ich könnte, dann würde dieser Blogbeitrag ewig so weiter gehen. Mit mehr mutigen und mehr schmerzhaften Songs. Mit mehr Erinnerungen daran, zu kämpfen, für sich selbst. Und mit den Worten, dass es okay ist, mal nicht okay zu sein.

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